Ein Musiker steht auf der Bühne und kann sich nicht für ein Instrument, Lied, Text und Image entscheiden.
Welches Instrument? Er spielt gerne die Gitarre aber auch das Schlagzeug hat es ihm angetan. Und der Bass? Kann hin und wieder auch interessant sein.
Welche Melodie soll es sein? Melancholisch, traurig, gefühlvoll, aggressiv, harmonisch, experimentell oder einfach nur dahingeplätschert? Hat alles etwas für sich.
Welcher Text? Sozialkritisch, brutal, albern oder poetisch? Ernstgenommen werden, unterhalten oder ein Phänomen sein?
Image? Welches Image soll es sein? Tiefgründiger Musiker? Lebenslustiger Spaßvogel? Coole Sau? Eigentlich ist ihm doch egal, was andere von ihm halten. Er ist wie er ist! Oder doch nicht?
Er wankt, kann sich nicht entscheiden. Alle Attribute scheinen ihm wichtig aber auch so unvereinbar. So hangelt er sich von Minute zu Minute und wechselt nach einer Weile Instrument, Melodie, Text und Image. Keines ist dauerhaft, er braucht imme wieder etwas Neues. Mal nach längerer Zeit, mal in kurzen Abständen.
Andere Musiker wirken so konsequent, festgelegt, haben sich selbst gefunden.
Er träumt ausführlich von den verschiedenen Möglichkeiten, die ihm das Konzert seines Lebens bieten könnte und probt dabei jede Kleinigkeit bis ins letzte Detail. Bis zum Auftritt muss er sich entschieden haben! Doch halt!!!! Das Konzert läuft bereits; er ist auf der Bühne und alle sehen zu!
Beim Überlegen wer ich bin, was ich will und wie es sein soll, verpasse ich mein Leben.
Wilbur